19. Januar 2023
SO KÖNNEN WIR NICHT ARBEITEN 1.0
So Können wir nicht arbeiten!
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Die Zeit läuft!
„AG Ost“ fordert Perspektiven für Kunst, Kultur, Soziales an Bille und Elbe

Ein Bündnis aus Orten der Kultur, des Sozialen und des Sports solidarisiert sich mit Mundhalle eG und Hallo: e.V., die ihre Räume in der HafenCity und im Kraftwerk Bille verlieren.

Wie gestalten die Initiativen des Bündnisses AG Ost konkret den Hamburger Osten?

Die über 100 Jahre alte Rudervereinigung Bille veranstaltet die Matjesregatta mit Rudernden aus dem ganzen Land, am gleichen Ort finden 2022 die Hallo: Festspiele mit schwimmender Bühne statt. Die ehrenamtliche Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm gründete die Gedenkstätte Bullenhuser Damm und erinnert an die zwanzig jüdischen Kinder und weitere erwachsene Häftlinge, die 1945 ermordet wurden.
Mikropol verwandelt ein ehemaliges Toilettenhäuschen in ein selbstorganisiertes Stadtteilzentrum in Rothenburgsort, weist damit auf eine Fehlstelle an sozialen, nicht- kommerziellen Orten im Stadtteil hin und stellt gemeinsam mit Nachbar*innen Forderungen auf. Im Mercedeshaus sitzt die Hamburger Studienbibliothek für kritische Geschichtstheorie und viele mehr.
2021 organisieren sich die Nutzer*innen des Mercedeshauses als Verein (BBS 40 e.V.), da Abriss und Neubaupläne im Raum stehen. Auf einem ehemaligen Recyclinghof, der von Hallo: e.V., atelier le balto und lokalen Akteur*innen gemeinsam zu PARKS, einem öffentlichen Park entwickelt wird, treffen sich Künstler*innen von ZOLLO, Bootfahrende, Kickboxer*innen und Gärtner*innen. Aus der Schaltzentrale ist selbstgemachtes Radio zu hören, das Café ist geöffnet, im Innenhof wird für ein Konzert aufgebaut, das der Probenraum im Keller organisiert. Die Initiative Dessauer Ufer kämpft um einen Erinnerungsort im Lagerhaus G für viele tausend Zwangsarbeitende, der gleichzeitig einen nachbarschaftlichen Begegnungsraum auf dem Kleinen Grasbrook ermöglichen soll. In der Galerie Oel-Früh gibt es Ausstellungen von lokalen Nachwuchskünstler*innen, das Künstler*innenhaus Wendenstraße lädt ein zum Sommerfest. Im Erfrischungsraum der Oldtimer Tankstelle trifft sich die Nachbar*innenschaft ebenso wie LKW- und Fahrradfahrende aus ganz Hamburg. Die Tankstelle – wie viele andere Initiativen im Bündnis – strahlt weit über den Hamburger Osten hinaus.

Mundhalle eG und Hallo: e.V. verlieren Anfang 2023 ihre Räume.

Rund 70 Handwerker*innen und Künstler*innen finden einen bezahlbaren Arbeitsraum in der Mundhalle – nach einem Umzug in die HafenCity und der erfolgreichen Gründung einer Genossenschaft stehen sie nun im Februar 2023 vor dem Aus. Sie haben sich im Jahr 2020 nach zwei vorangegangenen Zwischennutzungen in Rothenburgsort gegründet, um als Gemeinschaft langfristige selbstverwaltete Gestaltungs- und Arbeitsräume zu sichern und zu betreiben. Jetzt endet der Mietvertrag und das Gebäude wird abgerissen, eine neue Bleibe konnte bisher nicht gefunden werden.

Hallo: e.V. ist seit 2015 im denkmalgeschützten Kraftwerk Bille in Hammerbrook kulturell und vernetzend mit u.a. den Hallo: Festspielen und der Schaltzentrale aktiv. Für eine langfristige Sicherung der Tätigkeiten wurde das Konzept WERK erarbeitet und zusammen mit dem Bezirk Hamburg-Mitte eine 7,5 Mio. Euro Bundesförderung eingeworben. Ziel ist es, einen Teil des Kraftwerk Bille dauerhaft für das Gemeinwohl zu sichern und einen heterogenen Nutzungsmix aus Arbeit, Kunst und Sozialem mit günstigen Mieten und im genossenschaftlichen Eigentum der Nutzenden zu realisieren. Nach einem erneuten Investorenwechsel müssen der Verein und das langjährig betriebene Stadtteilbüro „Schaltzentrale“ Ende Januar 2023 die Räume perspektivlos verlassen. Auch die Suche nach einem Alternativstandort für WERK blieb bislang ergebnislos.

Während renditeorientierte Großprojekte, wie der Elbtower, schon die Baugrube ausheben, um in die Höhe zu wachsen, stehen die gemeinwohlorientierten Institutionen des Bündnisses vor der Perspektivlosigkeit. Zugleich stehen Gebäude leer, Flächen sind nicht zugänglich.

“Es ist absurd und traurig, dass der Hallo: e.V. nach acht Jahren gemeinschaftlicher Arbeit und dem Einwerben einer Bundesförderung in Millionenhöhe zusammen mit der Stadt Hamburg, von einer Investorengesellschaft vor die Tür gesetzt werden kann – und damit das gesamte Kraftwerk Bille für nicht-kommerzielle Nutzungen verschlossen wird. Die Zeit der Zwischennutzungen ist vorbei und wir brauchen langfristige Lösungen!”
(Dorothee Halbrock, Hallo: e.V.)

“Es ist eine hohe Bereitschaft seitens der Stadt vorhanden, mit uns zu sprechen, aber es scheint so, als hätte sie selbst keinen Zugriff auf Flächen für Kunst, Kultur und bezahlbare Arbeitsräume.”
(Daniel Pietschmann, Mundhalle eG)

“Wir wissen, dass es Machbarkeitsstudien zu möglichen neuen Stadtteilzentren oder Alternativstandorten gibt, tatsächlich gibt es aber kaum Flächen, die keine maximale Gewinnerwartung zulassen.”
(Franziska Dehm, für AG OST)

Unsere Arbeit ist jetzt und in Zukunft akut bedroht und deshalb fordern wir als Netzwerk die Hamburgische Bürgerschaft und den Senat auf, uns langfristig gesicherte und bezahlbare Räume bereit zu stellen. Ökologische, soziale und kulturelle Nutzungen sind wichtiger denn je, um unsere Gesellschaft und Stadt resilient gegen die aktuellen Krisen zu machen.